"Möchte eine Geschichte schreiben mit dem Titel »Je vous aime«. Sie würde von einem handeln, der auf seinem Gang dieses Explodieren von Liebesgefühl erfährt, Liebe zur Stadt und Liebe zum Leben, die Knospe ist gesprungen, Detonation, und er ist geblendet von diesem Licht und dabei muß er nun auf den unteren Wegen der Pflichten allerlei Kleinkram ablaufen, ein ganzes Spießrutenlaufen ist es, von einer Banalität zur andern, der tägliche Stationenweg oder Kreuzweg, und in seinem Innern betet er seine Liebe her, während er seine Sachen erledigt und ihm das Herz zerspringt, bis er schließlich an einem Schalter oder Ladentisch außer Atem nichts zu sagen weiß, weil er vom Zustand der neuen Augen und orgelnden Gefühle verschlungen oder doch verwirrt ist, und die Frau wiederholt nach seinem Begehren fragt, und er, herunterkommend, stottert: je vous aime." [nizon]

 "Auf den deutschen Autor der Gegenwart [...] lauert die prosaischere Verführung des Funktionärsdaseins: Von allen Seiten schlägt ihm die Nettigkeit eines Betriebes entgegen, der ihn am liebsten ununterbrochen in Jurys sähe, auf Autorentreffen, bei Lesefestivals und Rundfunkdiskussionen, als Vortragender in städtischen Bibliotheken. Das Zerstörerische dieses Daseins liegt nicht bloß darin, daß es einen vom Schreibtisch fernhält, sondern, subtiler noch, daß sich ganz von selbst das unter solchen Bedingungen Geschriebene auf einen Ton vorsichtigen Mittelmaßes stimmt, auf ein abgesichertes, vortragssaalkompatibles Niveau, das schon von vornherein weiß, was ihm die Zustimmung des professionellen Publikums eintragen wird, und das darüber hinaus keine Risiken eingeht." [fas]

 gonzales, solo piano: sechzehn Themen für linkshändige Begleitung und rechtshändige Melodieführung.

 "Zu sagen habe ich nichts, zu laufen immerzu. [...] Und dennoch ist die Frage nicht beantwortet, warum ich so wenig zu sagen habe, warum ich das eigentliche Erzählen ablehne, das Geschichtenmachen. Die diesbezügliche Verweigerung. Ich will immer und vielleicht immer anders das eine, das gleiche sagen. Weil ich Sinn und Erkenntnis verneine? Suche ich die Selbsthervorbringung? Das algenbehängte Emportauchen aus Verschwindenstiefen, um mir neu ansichtig zu werden? [...] Ich bin in mich und in ein Manuskript und Vorhaben, eine dichterische Arbeit, eben nicht recht vom Fleck kommende, seit Jahren keimende und mich vergiftende Schreibsache ganz und gar eingesperrt."
[Nizon, Die Innenseite des Mantels]

 der sonografie- und beschneidungsraum ist neu gekachelt worden. dicke, große, weiße fliesen. ich so, auf dem bauch liegend, leicht nach links oben sprechend: wo sind die kleinteiligen bunten kacheln hin, die mir beim ja-nein-spiel immer so hilfreich waren? urologe s. schaut mich entgeistert an, als ob er es mit einem wahnsinnigen zu tun hätte, was ja in einem gewissen maße auch stimmt. erstmal tief einatmen und luft anhalten, sagt er, und verharrt verdächtig lange mit dem sonografenbolzen über meiner rechten niere. die kacheln sind jetzt weg, sagt er, die waren aus den achtziger jahren. aber ich bin doch auch noch da, erwidere ich, und ich bin aus den sechzigern. sie scherzkeks, sagt er, umdrehen und hosen runter.

 die instyle ist übrigens mein neuer favourite. nirgendwo ist der ganze trendscheiß so gut auf den punkt gebracht. chandelier earrings, marlene-hosen, bugaboo-kinderwagen, händyketten und der restliche fashiondreck. mit promifotos als belegexemplar. endlich keine dämlichen auftragsfotostrecken mehr.

 new york im schnee kommt mir immer wie das größte und schönste naturwunder auf erden vor. aber ich hab ja eh ein gestörtes verhältnis zur natur. wollte schon immer mal naturfeindliche zitate bekannter schriftsteller sammeln und als fünfzigbändige anthologie herausgeben. vielleicht sollte ich aber auch nur mal besser zwischen land und ländlichkeit und natur und natürlichkeit unterscheiden lernen.

 rion, verehrungswürdige fotografin aus new york, eine meiner ersten online-lieben, nun auch mit flickr zugange. z.b. time lapse snow.

 andreas gefeller: supervisions

 noch zu entwickelndes weblog application feature: automated posting self destruction nach fünfzig kommentaren.

 noch ein online-zersplitterungs-tool: kinja

 auweh, harhar schmidt. ein sich nicht reimendes adam-green-gedicht von diesem wdr-verkehrssprecher vorlesen zu lassen, den man sich schon in den siebzigern in die rente gewünscht hat. nur bücherverbrennung ist witziger.

 ja! heute endlich die dvd mit dem live-konzert der scissor sisters gesehen. ohmeingott, wie konnte ich nur ihr konzert in köln verpassen? zum schwarzärgern. jake shears, schamlos guter sänger und tänzer und showman. diese wahnsinnige traumkarriere. vor ein paar jahren noch arbeitslose nobodies im langweiligen giuliani-new-york, nachts auf zwei meter breiten miniklub-bühnen performierend, und kürzlich dann, erzählt die sängerin ana matronic geschockt im dvd-interview, kommen george michael und bono backstage auf einen zu, um sich als große fans zu outen. diesen reality switch habe sie bis heute noch nicht verkraftet.

 was Sie schon immer über homosexualität wissen wollten:
a) wer sich nicht öffentlich zu seiner homosexualität bekennt, führt ein "doppelleben".
b) doppelt lebende homosexuelle sind zwangsläufig einsam.
c) die einsamkeit des homosexuellen erkennt man vor allem daran, dass "körperkontakt und sex mit männern" erkauft werden muss.
d) gerade für übergewichtige sechzigjährige homosexuelle stellt es eigentlich kein problem dar (natürlich nur, wenn sie sich zu ihrer homosexualität bekennen und den mut haben, "einschlägige schwulen-lokale" zu besuchen), fünfundzwanzigjährige sexpartner auf normalem wege kennenzulernen. spätere heirat nicht ausgeschlossen.
e) wenn stricher behaupten, ihnen wären zweitausend euro versprochen worden, dann stimmt das auch. der schwule straßenstrich ist nämlich bekanntermaßen zwanzig mal so teuer wie der heterosexuelle.
f) die suche nach schwulem sex "im verborgenen" ist dadurch charakterisiert, dass man in einem rolls royce durch das bahnhofsviertel fährt. denn öffentlich aufzufallen, wäre für den nicht geouteten homosexuellen verheerend.

 sh'mo, sh'mo, where is your love?

 bye bye google bildersuche (und alle anderen image-bots auch):
datei "robots.txt" erstellen und ins root directory kopieren:

User-agent: *
Disallow: /bilderverzeichnisname/
Disallow: /*.gif$
Disallow: /*.jpg$
Disallow: /*.jpeg$
Disallow: /*.png$
Disallow: /*.mp3$

 paul nizon lesen und auch sofort ein schreibzimmer in paris haben wollen. immer noch keinen mac mini haben wollen, und im wohnzimmer schon gleich gar nicht. wer noch einmal puristisches design sagt, bekommt mit demselben einen über die biomorphe birne gezogen. alles soll immer kleiner werden, nur schwänze, titten und wohnungen immer größer. mein freizeitverhalten möchte ich übrigens auch lieber nicht untersuchen lassen. jetzt geht wieder die wochenlange öffentliche aufgeilerei am heimlichen homoleben los. wie sich die jungs aus der bikewerkstatt ein bißchen über den erhöhten rollwiderstand lustig gemacht haben. ehrlich gesagt, fand ich das kostüm für die fancy dress party nicht mal so schlecht. besser als doofer löwe. übers wochenende das bildarchiv durchgehen und alle gefährlichen pics runternehmen. am besten sogar allen suchmaschinen die indizierung direkt verbieten. das verstummen einiger stimmen zieht mich immer direkt mit runter. das verstimmen einiger stummen. so kryptisch schreiben, dass einfach niemand mehr was versteht.

 ich glaube, das focus-weblog "menschlich gesehen" (kein link) von ursula von der leyens, wird meine neue evil-twin-lieblingslekt?re. selten so viele gemeinpl?tze auf nur 15 zeilen gelesen. gebt mir mehr afrikanische sprichtw?rter!

 the franks fotoserien aus amerika sind ganz wunderbar. das muß einmal gesagt werden. man mag sich gar nicht vorstellen, was er erst alles zu erzählen wüßte. auch so ein weblogphänomen: die weblogs der anderen als idealisierte vorstellung eigener, nicht realisierter lebensvarianten zu mißbrauchen. falls jemand versteht, was ich meine.

 oh, how queer! queery awards 2004 und dat olle malorama sogar bei den european non-uk weblogs nominiert. dat ehrt misch aber!

 paul di filippo: mail art galleries

 enthüllungsjournalismus 2005: sicherheitslücken bei kostenlosen e-mail-providern aufdecken.

 noch ein rückblick: alle malorama-pics 2004. weil's das jedes jahr gibt und ich ein routineschwein bin. und weil bilder auf schwarzem hintergrund immer gut aussehen. und weil ich den text einfach nur rüberkopieren muß.

 rouge - the image issue (via new filmkritik)

 interview mit bruce labruce.
auch nett: bruce labruce berichtet in seinem weblog über seinen aufenthalt in wiesbaden und berlin.

 I.
angels in america. grandioser sechsstundenfilm. regie mike nichols. drehbuch tony kushner, basierend auf dessen gleichnamigem theaterstück. fassbinderische dunkelheit. dialoge und einfälle, bei denen einem der mund offen stehen bleibt. al pacino, der beste. meryll streep, die beste. was für schauspieler! ich werde sie bis an mein lebensende verehren. mike nichols sowieso. mit über siebzig einen solchen film abzuliefern. phänomenal!
II.
emma thompson, hmm. ich mag die ja nicht besonders. und als hauptengel gleich noch weniger. überhaupt engel. ist ja nicht so mein thema. schon bei wim wenders ganz schrecklich gefunden. der zweite teil des films hat mir dann auch weniger gefallen. die himmelsszene und diese lamentiererei, warum gott all das unheil auf der welt zuläßt undsoweiter.
III.
let's talk about aids. mir scheint, dass erst jetzt, nach zwanzigjähriger cohabitation mit dieser scheißkrankheit, ein unpathetischerer umgang mit dem thema aids (in der westlichen welt) möglich ist. erst jetzt, da die unheilbare hiv-infektion, wenn auch nur für reiche, behandelbar ist. alle nichtinfizierten bitte abregen und wieder klar denken. keine tv-movies mehr mit katja riemann als unschuldig infizierte. das schlechte gewissen nach seitensprüngen und occasional sex bitte nicht mehr beim anonymen aidstest auf dem gesundheitsamt ausleben. hiv bleibt der albtraum, den sich jeder schon tausendmal selbstmitleidig ausgemalt hat, aber nur als bewohner der zweiten oder dritten welt ist man so richtig fucked up.
IV.
amerika. dass gerade kushners schwerverdauliches theaterstück für 60 millionen dollar von einem kommerziellen amerikanischen pay-tv-sender verfilmt wird, will so gar nicht ins alteuropäische, antiamerikanische bild passen. der film läßt auch wirklich nichts aus, was bush die zornesröte ins gesicht steigen lassen müßte: reaganhass, homosex im park, nackte geschlechtsteile, curse language, mit engeln orgasmierende mormonenmütter, selbstbewußte tunten, schwule und lesben. ist alles drin. den europäischen fernsehsender soll man mir bitte zeigen, der einen solch freizügigen film produzieren lassen würde.
V.
zweifel. kann immer schlechter beurteilen, ob der film tatsächlich herausragend ist, oder nur mir, als mit dieser thematik zwangsvertrautem homosexuellen, so herausragend vorkommt. keine ahnung.
VI.
weblogschreibe. mein widerwille, vielleicht auch unvermögen, auf konventionelle art und weise filme zu besprechen. so mit inhaltsangabe und castauflistung und anekdoten und als filmjournalistische freiberuflerreferenz fürs faz-feuilleton. interessiert mich hier überhaupt nicht. bei anderen lese ich das (manchmal) gerne, aber hier langweilt mich das zu tode. mag auch generell die weblogs am liebsten, in denen möglichst unjournalistisch geschrieben wird und nicht wie im lokalteil des kölner stadt-anzeigers.
VII.
mir fünzigmal überlegt, ob ich auf den publish-button drücken soll.

links:
angels in america - hbo website
tony kushner
mike nichols
closer - mike nichols neuer film
jeffrey wright
anke gröner über angels in america

 teamwork pur

 the interior world of richard avedon (via ilike)

 heute in der freizeitrevue iris berben mit michael jackson verwechselt.

 erst jetzt den designsprung in der duschkopfszene mitbekommen. vom silberbeschichteten rokokotelefonhörer zum lichtgrauen amorphfünfstrahlbrausekopf mit türkisfarbenen antikalknoppen in nur einem evolutionsschritt. veränderungen zum noch häßlicherem wie immer unvermeidbar. auch beliebt: die pizzatellergroße, arschspaltenvernachlässigende deckenbrause für das pseudobonzenbad. vorsatz 2005: dem trend nachhaltig auf der spur bleiben.

 "Franz Kline fuhr zum Klassentreffen nach Pennsylvania und stellte sich vor: Ich bin Maler, lebe in New York und fahre einen Ferrari."

 die attraktive single-frau: das 90er-äquivalent zum ewigen junggesellen der 60er.

 geheimnachricht teil 2: dvd konnte gelesen werden. angels in america! vielen, vielen dank!

 fahrspaß pur.

 kabelanschluss mit digitaldecoder verbinden, digitaldecoder mit videorecorder verscarten, digitaldecoder mit festplattenrecorder verscarten, videorecorder mit festplattenrecorder verscarten, festplattenrecorder mit videorecorder vercinchen, kabelanschluss mit decoder-in verbinden, decoder-out mit festplattenrecorder-in verbinden, festplattenrecorder-out mit videorecorder-in verbinden, videorecorder-out mit fernsehgerät verbinden. jedes kabel einzeln bei saturn kaufen. heute, am aktionstag zusammen mit einer million menschen, die vor mir an der kasse stehen. auf einem der rückwege das fahrrad plattfahren, wie immer hinten. online vollgummireifen bestellen. sich überlegen, wer die einem einbaut. kaffee trinken, dabei die vier fernbedienungen betrachten, mit denen man jetzt zusammenlebt. abschließend den auf zwei thunfischdosen gelagerten festplattenrecorder auf den videorecorder stellen - wegen der überhitzungsgefahr und meiner bedienungsanleitungswarnungsgläubigkeit (längstes wort der welt). anderes, thunfischloses abendessen überlegen.

 problem: in meiner blogroll werden alle auf antville.org gehosteten weblogs nicht mehr als aktualisiert angezeigt.
ursache: antville.org pingt aus performancegründen weblogs.com nicht mehr an.
lösung (idee von funkenfeuer): bei bloglines.com einen kostenlosen account anlegen, rss-feeds der antville-weblogs abonnieren, subskriptionsliste öffentlich machen, nach datum sortieren lassen und per javascript oder php einbinden.
resultat: siehe rechte spalte unter #/ant. das zuletzt aktualisierte blog steht immer oben ohne besondere zusatzauszeichnung (zusatzauszeichnung bei bloglines nicht möglich).
zusatzfrage: warum nicht gleich ganz auf die blogrolling.com-blogroll verzichten?
antwort: einige nicht antville-gehostete weblogs stehen in der aktualisierungsliste immer ganz oben, obwohl sie erwiesenermaßen nicht aktualisiert wurden. möglicherweise wegen der eingebundenen furl-links. deshalb gibt's zwei blogrolls, eine non-ant und eine ant.

 letztes jahr überall krisengebiets- und kriegsweltkarten, jetzt nur noch geologisch-meteorologisches kartenmaterial, auf dem mögliche naturkatastrophen (taifun, hurricane, tsunami, erdbeben, vulkanausbrüche, kontinentalplattenüberlappungen etc.) verzeichnet sind. das ganze garniert mit nebenspaltigem eso-spökes aus der survivorwelt der tiere und naturvölker. auch beliebt: medientrend zum horror home shipping. verlagerung des unglücksszenarios in unsere welt. zum beispiel der vulkanisch verursachte halbabrutsch der kanaren mitsamt einer daraus resultierenden, auf nordamerika und nordafrika zurauschenden zwanzig meter hohen flutwelle. roland emmerich, übernehmen sie!

 die innere empörung über anrufe mit unterdrückter telefonnummer.