4.9.09

Wave goodbye to malorama and say hello to mlrm.

 malo | 13:12 | link | 1 kommentar | 0 track | mottoshow: ach ja

16.3.09

 malo | 20:39 | link | 3 kommentare | 0 track | mottoshow:

9.3.09

35 Rum, ein ganz leise und behutsam erzählter neoneoneorealistischer Film von Claire Denis. Vater und Tochter wohnen in einem eheähnlichen, aber glücklicherweise [darauf hätte ich als Zuschauer nämlich keine Lust gehabt] nicht sexualisierten Verhältnis zusammen. In einem vor allem von Francoafrikanern bewohnten Pariser Vorvorort, in einer von der Tochter sterilgeputzten, aufgeräumten Wohnung. Es wird Reis im Reiskocher gekocht und zusammen gegessen und nicht so viel miteinander geredet. Alltag eben, von Routinen zergliedert. Der Vater ist rechtschaffener S-Bahnfahrer, die Tochter studiert rechtschaffen Politikwissenschaft, eine rechtschaffene Nachbarin, die wohl in den Vater verliebt war und noch immer ist, fährt Taxi, ein junger Nachbar wohnt mit den Möbeln seiner verstorbenen Eltern ganz oben im Haus in einer rechtschaffen unaufgeräumten Wohnung. Kein Banlieue-Film also mit Sozialarbeitern, Jugendbanden und brennenden Autos. eher eine Beziehungsstudie. Ich mochte das sehr, die Langsamkeit, das Unaufgeregte, das Lindenstraßige daran, könnte mir aber auch vorstellen, dass das viele überhaupt nicht mögen. Aber es war Sonntagabend, ich hatte gerade Lindenstraße gesehen, war schlecht gelaunt und all die Frankophilen saßen mit zwei leeren Kinosesseln Abstand angenehm fern um mich herum. Nun zu dem Teil, der mir überhaupt nicht gefallen hat, auch wenn er im Film nur zehn Minuten einnimmt, aber massiv stört. Bereits im Vorspann konnte man sehen, dass der Film auch von der Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein gefördert wurde. Wenn ich das bei nichtdeutschen Filme lese, werde ich schon immer ganz panisch, weil das immer bedeutet, dass der Film zum Teil dann leider auch in Deutschland produziert werden muss [sonst gäbe es ja keine Fördergelder], oder [noch schlimmer] dort spielen muss. Und so befinden sich dann auch Vater und Tochter plötzlich auf einer deutschen Autobahn. Bedrohlich rücken blaue Autobahnschilder ins Bild, auf denen Hamburg und Berlin zu lesen ist. Heftiges inneres Flehen: Bittebitte kein Berlin-Film. Noch heftigeres Flehen: Bittebitte weder Daniel Brühl, noch Til Schweiger oder Jessica Schwarz dürfen auftauchen. Dann geht es aber nur nach Lübeck zu Ingrid Caven, was ja auch schon schlimm genug ist. Ingrid Caven, die ich sowieso nicht mag, spielt grauenhaft blöd und schlecht und zieht eine One-Woman-Revueshow ab. Sie redet in drei Minuten so viel, wie alle anderen Darsteller zusammen in den vorangegangenen sechzig Minuten des Films, und vermiest einem die Stimmung. Kann man überhaupt nicht verstehen und aushalten, wie man auf diese Idee kommen konnte. Bitte rausschneiden. Überhaupt muss mal mit dem Mythos aufgeräumt werden, sogenannte Fassbinder-Schauspielerinnen seien außerhalb von Fassbinder-Filmen gute Schauspielerinnen. [An dieser Stelle spielt sich in mir ein echauffierter innerer Monolog ab über alle schrecklichen Post-Fassbinder-Filme mit Hanna Schygulla, Irm Herrmann und Margit Carstensen.] Dann geht der Film aber wieder in Paris so weiter, als ob nichts passiert wäre, was in gewisser Weise ja auch stimmt, und der Vater trinkt irgendwann noch die filmnamengebenden 35 Gläser Rum [sehr mager eingeschenkt, eigentlich entspricht die Menge höchsten zehn Schnapsgläsern Rum, wenn ich das mal schlaumeierisch anmerken darf], was jetzt auch nicht so die super Drehbuchidee war. Keine weiteren Anmerkungen. Vielleicht tut man dem Film Unrecht, sich zu sehr über die Carven-Passage aufzuregen.

 malo | 11:19 | link | 10 kommentare | 1 track | mottoshow: 35 Rum

31.1.09

I really love Kutter. [Musste ich jetzt irgendwie auf englisch schreiben.]

 malo | 19:21 | link | 3 kommentare | 0 track | mottoshow: kutter

24.1.09

Muss Kritik oder Kunst, nur weil sie nicht bezahlt wird, einfach so verschwinden?

Fakt ist, dass man als Kritiker oder Künstler im digitalen Raum sehr wenig oder kaum Geld verdienen kann, weil das von der heutigen Software nicht unterstützt wird. Wie auf der Konferenz »Dancing with myself« gesagt wurde, ist es aus betriebswirtschaftlicher Sicht klüger, einen Club aufzumachen oder dort aufzutreten, um sich als Künstler oder Musiker eine Existenz aufzubauen. Es gibt eine Verschiebung weg von der Content-Industrie, also den Leuten, die Inhalte produzieren und verwalten. Sie sind die Verlierer. Die Gewinner sind jene, die die Software entwickeln und die Infrastruktur verwalten. Innerhalb der kapitalistischen Verhältnisse ist das keine große Verschiebung, ein Industriezweig verliert, der andere gewinnt. Aber derzeit sind die Journalisten oder Kulturproduzenten die Verlierer.

Andererseits haben kürzlich gerade einige Blogger von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Job bekommen. Nicht alle Kulturproduzenten sind also Verlierer.

Man kann diese Leute aber auch als große Verlierer beschreiben. Sie haben es nicht geschafft, sich im Netz eine eigene Existenz aufzubauen. Das ist doch bezeichnend dafür, wie schlecht dieses Medium ist, das täglich von 20 bis 30 Millionen Leuten in diesem Land benutzt wird. Es ist nicht mal in der Lage, eine Handvoll Leute zu beschäftigen.

[Jungle World: Interview mit Geert Lovink]

 malo | 19:30 | link | 2 kommentare | 0 track | mottoshow: Club Tropicana

20.1.09

# An einem Tag wie heute, der einem auf eine fast zu aufdringliche Weise historisch vorkommt, sehnt man sich sich immer ganz besonders nach den alten, mittlerweile verstummten Blogs, die diese wunderbare Gabe besaßen, Dinge anders wahrzunehmen, zu sehen, zu beschreiben. # Die kurz aufsteigende Wut, dass man das nicht mehr wissen, lesen darf. Die kurz aufsteigende Eifersucht auf die Lebenspartner, Kollegen, Freunde, die das kommentiert bekommen. Oder auch nicht. # Man starrte also in irgendwelche Online-Stream-Fenster hinein und zog sich den ganzen Drumherum-Berichterstattungsquatsch rein. Minutenlange Einstellungen auf den schwarzen Ein- oder Ausgang des Blair House, von dem man natürlich noch nie etwas gehört hat. Kurz gedacht: wie nett von Tony Blair, die Obamas in seinem neuen Washingtoner Stadthaus aufzunehmen. Klar doch, die Küche könnt ihr ruhig mitbenutzen und bei der Klospülung gibt es folgenden Trick. Unser Wlan-Passwort lautet Cherry2007 und fühlt euch wie zuhause. Undsoweiter. Dann schnell die langweilige Wahrheit rausgegoogelt. # Immer alles sofort rausfinden können. Auch schrecklich, dass man keine fünf Sekunden mehr total dumm bleiben kann. # Vielleicht möchte ich deswegen doch kein iPhone mit Perma-Internet-Connection haben. Wegen des Rechts auf temporäre Dummheit. # Obama hat schöne Zähne, aber das finden ja heimlich alle.

 malo | 23:38 | link | 2 kommentare | 0 track | mottoshow: 01/20

“Ihre Unzufriedenheit hängt stark mit ihrer Arbeit bzw. mit Ihrer fehlenden Arbeit zusammen. Diese psychosoziale Belastung äußert sich bei Ihnen in Aggressionen und Schlafstörungen. Wahrscheinlich träumen Sie auch schlecht und fühlen sich morgens gerädert. Geben Sie nicht auf. Diese Woche wird der positive Jupitereinfluss einige Überraschungen für Sie haben.” [Wo bleibt der fucking Jupitereinfluss?]

 malo | 12:41 | link | 0 kommentare | 0 track | mottoshow: libra

3.1.09

Drei Dinge, die 2009 endlich von mir weg müssen:
1. Eine kleine sogenannte Tischmangel [vor ganz vielen Jahren mal auf einem Flohmarkt gekauft und mich im Anschluß ein paar Wochen lang in den Akt des Mangelns reingesteigert. Geschirrtücher, Tischdecken, Bettwäsche, alles wurde durch die Mangel gejagt und kam auf der Rückseite der Mangeltrommel auf 100 Grad steiferhitzt wieder raus. Wegen des damit einhergehenden Muttifaktors und der etwas übertrieben lauten Geräuschemission des Mangelmotors konnte allerdings das Hobbymangeln in meinem Leben nicht lange Fuß fassen.]
2. Ein Bolex-16-mm-Filmprojektor [vor ganz vielen Jahren im Rahmen einer Lebenskrise mal gedacht: ich belege im Kölner Filmhaus ein paar Kurse und werde direkt danach Experimentalfilmregisseur auf 16-Millimeter-Basis, Schwarz/Weiß, isklar. Video und Farbe kamen natürlich nicht in Frage. Ich stand um vier Uhr morgens auf und filmte mit einer russischen 16-mm-Kamera Hochhäuser im Dämmerlicht. Um sieben Uhr legte ich mich todmüde wieder ins Bett, schlief bis nachmittags und betete zu irgendeiner Gottheit, dass ich doch hoffentlich den im lichtdichten Filmsack blind eingelegten Film richtig durch alle Zahnrädchen der Kamera eingefädelt hatte. Der Film wurde gar nicht mal so schlecht, kam aber auf Grund meiner stark ausgeprägten Selbstvermarktungsschwäche nie zur Uraufführung.]
3. Eine halbautomatische russische 16-mm-Filmkamera [siehe oben], die mir seinerzeit ein beinamputierter Sudentendeutscher in seiner Köln-Kalker Hochhauswohnung für fünfzig Mark verkauft hat. Die Wohnung war orange-braun eingerichtet und es roch nach Kohlsuppe. Es war Sommer und wahnsinnig heiß. Der Sudetendeutsche trug kurze dunkelblaue Sporthosen, die seine Beinstümpfe nur zum Teil verdeckten, und ein weißes Unterhemd, seine Frau eine gemusterte Kittelschürze.

 malo | 12:09 | link | 8 kommentare | 0 track | mottoshow: muss weg

29.12.08

# Seit diesem Jahr haben die Sicherheitsleute am Flughafen gar nichts mehr an mir zu bestanden. Nichts piept mehr beim Durchlaufen durch diesen Bogen, meine zugerümpelte Tasche muss nicht mehr aufgemacht werden, nur die achtzigjährige Rentnerin direkt vor mir wird abgetastet und abgecheckt, als ob sie nicht aus Bad Neuenahr, sondern direkt aus einem pakistanischen Terrorcamp käme und zwei kleine Wasserstoffbomben in ihren elfenbeinfarbenen Bequemschuhen ins Flugzeug schmuggeln wolle. # Vielleicht gibt es mich seit diesem Jahr aber auch schon gar nicht mehr und ich habe es nur noch nicht gemerkt. # Airberlin macht noch auf Edelflugline und verteilt kostenlos Zeitungen und Zeitschriften rechts am Flugzeugeingang. Außerdem wird man während des zwanzigminütigen Fluges noch gefragt “Snack, süß oder salzig?”, das Äquivalent zur Langflugfrage “Huhn oder Pasta?”. Snack salzig besteht aus einer fünf mal fünf Zentimeter großen Tüte mit italienischem Fettgebäck. # Standarddurchsagen im Flugzeug treiben mich in den Wahnsinn. Vor allem der Hinweis, dass es sich bei diesem Flug um einen Nichtraucherflug handelt. Welcher Vollidiot nimmt nach fünfzehn Jahren Nichtrauchergehirnwäsche noch an, man dürfe im Flugzeug rauchen? # Noch schlimmer die Durchsage im hangargroßen Flughafenbahnhof Cologne Airport, der fünf Kilometer lang, zwei Kilometer breit, hundert Meter hoch, komplett betoniert, gekachelt, verglast, veredelmetallt und einfach unbrennbar ist. Alle drei Minuten die Tonbanddurchsage an die lieben Bahnreisenden, dass aus Sicherheitsgründen das Rauchen nicht gestattet sei. Ich will da ja gar nicht rauchen, aber für wie bescheuert halten die einen eigentlich? # In einer Zeitschrift namens Focus die Kinobesucherjahrescharts durchgelesen. Keinen einzigen Film davon gesehen. Mir kurz filmbanausig vorgekommen, dann aber doch nicht. # Neben mir im Flugzeug saß ein gutaussehender Lufthansa-Pilot in Uniform mit dunklen Haaren und blauen Augen. Er war, wie sich herausstellte, der Snack süß-Typ und hat während des gesamten Fluges interessiert aus dem Minifensterchen rausgeschaut. Und kalt war ihm in seinem weißen Kurzarmhemd auch nicht. Das fand ich dann weihnachtlich anmelancholisiert ganz goldig, wie sehr er sich auch in seiner Freizeit für seinen Beruf begeistert und aus Prinzip im Flugzeug immer aus dem Fenster schaut. # Vielleicht war er aber auch gar kein Pilot, sondern einfach nur geisteskrank und verkleidet. # Im Bord-TV liefen die schlimmsten Weihnachtsvideos aller Zeiten. Bananarama sangen “Do they know it’s Christmas” auffällig lustlos, waren aber trotzdem ganz oft im Bild.

 malo | 21:58 | link | 9 kommentare | 0 track | mottoshow: clouds

16.12.08

Vier schöne Dinge/Geschenke 2008

01 New Yorker Abo [Die beste Abo-Anschaffung des Jahres, auch wenn man es nie schafft, alle Artikel und Reportagen zu lesen. Wöchentliche, onkelige Freude, wenn das neue Heft im Briefkasten liegt. 112$/80€ für 47 Ausgaben.]

02 The Wire DVD [Die beste DVD-Anschaffung des Jahres. Am besten gleich alle fünf Staffeln auf einmal bestellen und sich jemanden suchen, mit dem man wochenlang alles nerdig durchdiskutieren kann. 89£/100€ für 24 DVDs/3499 Minuten.]

03 File Megazine [Die beste Buch-Anschaffung des Jahres. Alle Ausgaben des File Megazine, 1972-89 von General Idea in Toronto herausgegeben. Jetzt bei Ringier als fünfbändiger Reprint erschienen. Am günstigsten über Amazon/USA zu beziehen, 115$/83€ für 2024 Seiten.]

04 Mad Men DVD [Zweitbeste DVD-Anschaffung des Jahres. Tags: New York, 1960, Werbeagentur, Madison Avenue, Whisky, Zigaretten, zimmergroße Kopierer, Kostümserie, Mid Century Ausstattungs-Overkill, Don Draper, Don Draper, Don Draper. 12£/16€ für 592 Minuten.]

 malo | 23:05 | link | 10 kommentare | 1 track | mottoshow: liste 2

13.12.08

Zwanzig Platten 2008 [die ich in diesem Jahr viel gehört habe, in keiner Rangreihenfolge]

Morgan Geist – Double Night Time
Flying Lotus – Los Angeles
Lykke Li – Youth Novels
Elmore Judd – Insect Funk
Santogold – Santogold
Hot Chip – Made in the Dark
Hercules and Love Affair – Hercules and Love Affair
Arthur Russell – Love is overtaking me
Vampire Weekend – Vampire Weekend
Late of the Pier – Fantasy Black Channel
Of Montreal – Skeletal Lamping
Justus K̦hncke РSafe and Sound
Fujiya & Miyagi – Lightbulbs
Wild Beasts – Limbo Panto
Grace Jones – Hurricane
Gotye – Like drawing blood
Al Green – Lay it down
Passion Pit – Chunk of change
Kanye West – 808s & Heartbreak
Friendly Fires – Friendly Fires

Reinhören kann man hier: favtape.com/malomalo/2008

 malo | 18:32 | link | 4 kommentare | 0 track | mottoshow: musik 2008

8.12.08

 malo | 00:40 | link | 4 kommentare | 0 track | mottoshow: fp

7.12.08

# Mit dem unendlich langen Artikel im New Yorker über Arianna Huffington fertig geworden, den ich tagelang gelesen habe. Ich weiß jetzt fast alles über sie und könnte mich bei Quizshows mit meinem Arianna-Spezialwissen bewerben, falls es Spezialwissens-Quizshows im deutschen Fernsehen gäbe. [Auf BBC Prime kürzlich mal eine solche Quizshow gesehen. Eine pensionierte Geschichtslehrerin scheiterte überraschenderweise an ihrem Spezialthema Puccini. Mir sofort ausgemalt, dass es niemand besseren als Parka Lewis dafür gäbe, sich Fragen für anderer Menschen Spezialwissen zu überlegen, die diese dann nicht beantworten könnten.] Arianna H. kommt auf jeden Fall, trotz ihres telenovelesken Lebens, das sich in Athen, London, New York und Los Angeles abspielte, nicht besonders gut weg. Aber wann kommen sogenannte erfolgreiche Frauen in hundertseitigen Artikeln auch schon gut weg, außer Margarete Steiff, Jacqueline Kennedy, Maria Schell und Marie Curie? # Und Helmut Schmidt ist jetzt auch noch laut Vanity Fair “der Lieblingspolitiker der Deutschen”. # Gleich weiterstänkern: Wie man sich als Anne Will wohl fühlen mag, wenn in ihrer Millionenbudget-Sendung, sogenannte Betroffene [endlich] davon erzählen, dass sie Existenzängste haben, weil ihnen wegen Kurzarbeit in den kommenden Monaten dreihundert Euro fehlen. # Zur Zeit fällt es mir ganz besonders leicht, fast alles, was ich lese, ganz besonders öde zu finden. Ausnahme: Der Thomas-Bernhard-Vorabdruck “Meine Preise” in der FAZ. # Trend des Jahres 2008: Wasabi-Knabberzeug. Am besten abwechslend mit Vinegar-Chips in sich reinschaufeln.

 malo | 23:26 | link | 16 kommentare | 0 track | mottoshow: life

3.12.08

Endlich habe ich auch einen Lieblings-Kunstkritiker: Gerrit Gohlke, einigen vielleicht noch bekannt als Hauptmitglied des leider schon lange stillgelegten Weblogs Funktionale Gruppe, hat es irgendwie zu einem Facebook-Profil [wo sich unsere Wege wieder kreuzten] und zum Chefredakteur bei artnet.de gebracht. Er schreibt dort, wie ich finde, sehr gute und vor allem hypefrei kritische Kunsttexte, die man vielleicht noch viel lieber offline im gedruckten Feuilleton läse. Aber Internet ist ja auch wunderbar, wissen wir ja alle, und nachhaltiger und wiederauffindbarer und überhaupt. Und jetzt noch ein paar Links: Gohlke über Meese, über Tillmans und über die Eröffnungsausstellung von Candice Breitz in der sogenannten temporären Kunsthalle in Berlin.

 malo | 01:35 | link | 8 kommentare | 0 track | mottoshow: herr gohlke

29.11.08

# Beim Lesen von Diederichsens Eigenblutdoping freut man sich immer am meisten über Ausdrücke wie “prekär arbeitende Bohemiens der Serviceindustrie”. Sehr komplexer Text, nicht gerade als Bettlektüre geeignet, zumindest nicht nach 23.00 Uhr. # Noch schlimmer als Weihnachstmärkte sind natürlich alternative Weihnachtsmärkte, auf denen prekär arbeitenden Bohemiens der Serviceindustrie Bio-Glühwein trinken und sich Ziegenmilchseife gönnen. Dort auch im Vorbeigehen am Raclette-Fressstand gehört: Das ist so krass. Immer wenn ich Raclette rieche, muss ich total an unseren Schweiz-Urlaub denken. # Gestern mit vierjähriger Verspätung “Agnes und seine Brüder” gesehen, den mir mal M.H. empfohlen hatte. Auch so ein Film, bei dem Nebensächlichkeiten alles kaputtmachen. Warum diese aufdringliche Musik, warum der Gastauftritt von Til Schweiger, warum muss Katja Riemann immer Schnuten ziehen, warum muss Vadim Glowna diese komische Frisur haben? Sehr ärgerlich und unnötig. Und dann noch Aussagen im Making of in der Art: Die Szene mit Herbert Knaup und der Heckenschere, das hat man im deutschen Kino so noch nicht gesehen. Totaler Bullshit.

 malo | 19:03 | link | 5 kommentare | 0 track | mottoshow: life

27.11.08

Seit langer Zeit mal wieder bei einem Konzert gewesen: Fujiya & Miyagi, in Maßen gehypte Band aus Brighton ohne konkreten Japan-Hintergrund [sie nennen sich wohl so nach einer Filmfigur aus Karate Kid], spielten vorgestern im Kölner Luxor. Meistens kurze Songs mit scharfen Schlagzeug-Beats, markantem Bass, delirierender Can-Orgel und dazu flüsterhafter Gesang. Man hätte alle Songs, weil sie sich ein bißchen gleich anhören [was ich in diesem Fall aber mag], auch gut übergangslos durchspielen können. Zwischendurch dachte ich sogar, dass man, wäre man sehr betrunken oder auf andere Weise zugedröhnt, Fujiya & Miyagi nochmal viel toller fände. Ich wäre gerne zu Silvester auf einer Party, auf der dann um zwei Uhr diese Band auftritt. Dann trafen wir Finger, der irgendwann einmal zu diesem komischen Namen kam und selber Bass spielt, und besagter Finger meinte, der Bassist spiele Bass auf eine sehr unkonventionelle und wenig verbreitete Weise. Eine Meinung, die ich auf die Schnelle als Bass-Laie nicht beurteilen kann, weshalb sie mir besonders plausibel vorkam und hier jetzt weiterverbreitet wird. Mittendrin kam dann ihr kleiner Hit “Knickerbocker” mit dem schönen Refrain “Vanilla, Strawberry, Knickerbocker Glory, I saw the Ghost of Lena Zavaroni”. An Lena Zavaroni, die in diesem Song als Geist reanimiert wurde, hatte ich auch schon lange nicht mehr gedacht. Sie war Anfang der Siebziger ein Kinderstar aus Schottland, den man etwas ungerechterweise schon immer ganz besonders schlimm fand, so wie man eben Kinderstars immer schlimm findet. Ihre Stimme war sehr röhrend und sie hatte ein großes Selbstbewußtsein, was mich als Kind besonders störte, weil ich selber eher undsoweiter. Sie ist 1999 im Alter von 36 Jahren an Anorexie gestorben, was ich bis gerade eben auch nicht wußte. Und jetzt tut es mir doch irgendwie leid, dass ich sie mit ungeheuer vielen anderen immer so scheiße fand. Auf Youtube gibt es diverse documentaries über sie, die ich mir aber doch nicht ansehen mag.

[Fujiya & Miyagi spielen heute in München, morgen in Berlin, übermorgen in Hamburg und am Sonntag in Münster.]

 malo | 13:15 | link | 1 kommentar | 0 track | mottoshow: fujiya & miyagi

25.11.08

# Heute möglicherweise in “Wie schön übrigens”-Stimmung? # Vorgestern geträumt, ich wäre nach Berlin gefahren, um mir dort eine Ausstellung anzuschauen. Superorigineller Traum. Ein Wunder, dass ich nicht auch noch geträumt habe, wie ich mir an der Museumskasse eine Eintrittskarte gekauft habe oder aufs Museumsklo gegangen bin. # Heute geträumt, ich hätte einem jungen Mann eine goldene Kette geschenkt. Aus finanziellen Gründen allerdings nur eine dieser ganz dünnen goldenen Ketten, die so leicht sind, dass sie getragen nicht richtig hängefallen, sondern sich quasi der Schwerkraft widersetzen und wellig auf der Haut liegen. # Dann aufgewacht und gedacht, ohneinbittenicht so alt sein, dass man nun bis zum Lebensende träumt, man schenke irgendwelchen jungen Männern Goldketten. Ãœberhaupt Goldketten! Was soll das? # Der junge Mann, fällt mir jetzt ein, war natürlich Quim Gutiérrez aus Dunkelblaufastschwarz. Er spielt darin auf almodóvareske, verklärtrealistische Weise einen jungen Hausmeister mit BWL-Diplom und dementem Vater in einem Vorort von Madrid. Schon beim Anblick des verbrannten Madrider Sommerrasens wurde ich aus persönlichen Gründen etwas melancholisch. Wie in allen almodovaresken Filmen gab es dann eine Partyszene, in der eine sinnliche Spanierin Gitarre spielt und ein altkluges, folkloristisches Trauerliedchen anstimmt. Ab da wurde der Film natürlich blöd. Und das moderne Gefängnis, in der Quim die junge Inhaftierte schwängerte, kannte ich auch schon aus irgendeinem Almodóvar-Film. Ich glaube, es ist nicht einfach, in Spanien Filme zu machen, die sich von Almodóvar freimachen können. # Heute nacht möchte ich mal nichts träumen.

 malo | 10:37 | link | 1 kommentar | 0 track | mottoshow: sommerrasen

Michael Althen in der FAZ über “Scenes from a Revolution – The Birth of the New Hollywood” von Mark Harris:
“Die Grundidee des Buches ist bestechend einfach und bemerkenswert effektiv: Man nehme die fünf Oscar-Kandidaten für den besten Film des Jahres 1967 und erzähle ihre Geschichten von der Entstehung bis zum Abend der Verleihung: „Bonnie and Clyde“, „Doctor Dolittle“, „The Graduate“, „Guess Who’s Coming to Dinner“ und „In the Heat of the Night“. Nun bilden die Oscars oft genug nur einen beschränkten Ausschnitt des Filmwesens ab und bieten sich eigentlich nicht unbedingt an, wenn man von Aufbruch und Veränderung erzählen möchte. Aber in jenem Jahr bildete sich in den Worten des Autors Mark Harris tatsächlich etwas ab, nämlich der Umstand, dass etwas an sein Ende gekommen und etwas anderes im Entstehen war.”
[Wie schön übrigens, dass es heutzutage völlig normal ist, fremdsprachige Neuerscheinungen im deutschsprachigen Tageszeitungs-Feuilleton zu besprechen. Noch vor zehn, fünfzehn Jahren quasi ein Ding der Unmöglichkeit.]

 malo | 10:02 | link | 0 kommentare | 0 track | mottoshow: 1967

24.11.08

 malo | 00:45 | link | 0 kommentare | 0 track | mottoshow: morocco

23.11.08

Auch hier nochmal der Hinweis auf Volker Pantenburgs sehr schönen Text Das Schweigen der Weblogs wird unterbewertet.

 malo | 00:10 | link | 0 kommentare | 0 track | mottoshow: schweigen

maloramblr
twitter
archiv 2001-2009
kontakt
about
last.fm
labor
next image

blogs

RSS

powered by

    

+++ hello readers!
yeah!
pmr, 20:33
Senor Malo! Können Sie...
Dokta Do Little, 14:52
du müsstest doch mittlerweile...
malo, 12:28
Geschmäcklicherische Kritiken...
dantonbln, 10:49
can’t see nothing
Pit Schnass, 22:27
last 5 comments +++