Archiv: September 2008

16.9.08

Dass David Foster Wallace nicht mehr lebt, kann ich immer noch nicht fassen. Seine Texte, seine Art zu schreiben mochte ich wirklich sehr [nun gut, das Kreuzfahrtbuch vielleicht nicht ganz so sehr. Und die Fußnote als Stilmittel konnte einem manchmal schon auch auf die Nerven gehen. Aber trotzdem]. In all den Nachrufen der deutschen Presse, die man so lesen konnte, immer die ins Leere gestellte Frage, warum er sich denn wohl umgebracht haben könnte. Dabei hat das sein [in einem amerikanischen Artikel zitierter] Vater [Link gerade nicht zur Hand] mehr oder weniger klar ausgedrückt. David Foster Wallace litt seit seiner Jugend unter Depressionen, nahm jahrzehntelang Antidepressiva, die er wegen Unverträglichkeit und zu starken Nebenwirkungen auf Anraten seines Arztes im Juni dieses Jahres absetzte. Undsoweiter. Vielleicht ist die Rückkehr, das Wiedererstarken einer schweren, nicht medikamentierten Depression auch eine zu naheliegende, zu einfache und zu mechanistische Erklärung, die man im deutschen Feuilleton nicht unbedingt erwähnt sehen will. Keine Ahnung. Es tut mir sehr leid.

 malo | 22:06 | link | 4 kommentare | trackback | mottoshow: dfw

15.9.08

Neuerdings, also seit heute, deprimieren mich Flohmärkte ganz ungemein. All das armselige Zeug, das die fröhlichen Leute dort verkaufen. Man möchte jedem Verkäufer erstmal seine Fröhlichkeit verbieten und ihn danach in ein übelstes Psychogespräch reinziehen, warum er nur jemals den dargebotenen Schrott kaufen konnte. Heute bin ich also, wie man sieht, nicht für zwischenmenschliche Begegnungen geschaffen. Schon auf dem Weg zum Flohmarkt innigst gehofft, niemanden zu treffen, den man kennt. Hat auch fast geklappt. Auf dem Rückweg dann noch ein sogenanntes Denkmal besichtigt. Am Tag des Denkmals oder wie diese jährliche Demokratieveranstaltung nochmal heißt, bei der normale Menschen sich irgendwas ansehen dürfen, in das normale Menschen normalerweise nicht reinkommen, weil es der Stadt, dem Land, dem Bund, der Kirche, der Industrie oder Privatpersonen gehört. Mein Denkmal bestand aus einem restaurierten Treppenhauseingang in einem restaurierten Gründerzeitwohnhaus direkt am Ring, das der stolze Hausbesitzer etwas zu überschwenglich präsentierte. Er sagte so Zeug wie: “Stellen Sie sich einmal vor, das war alles jahrzehntelang weiß gestrichen!” Sofort fingen alle innerlich empörten Denkmalbesucher an, mit ihren fettigen Fingern an den nicht so schönen, freigelegten Wandmalereien herumzurubbeln und raunten dasgibtsdochgarnich. Oder so Zeug wie: “Alle interessieren sich für die Pyramiden oder Mesopotamien, aber kaum jemand für die Häuser in seiner unmittelbaren Nachbarschaft!” Ein unmittelbares Scham- und Betroffenheitsgefühl waberte durch den Treppenhauseingang. Uns anwesenden Pyramidenfreaks war vom Denkmalhausbesitzer die Maske vom Gesicht gerissen worden. Dann ging mal wieder das Treppenhauslicht aus und mein Handy klingelte.

 malo | 00:01 | link | 0 kommentare | trackback | mottoshow: denkmal

10.9.08

 malo | 23:59 | link | 0 kommentare | trackback | mottoshow: french & saunders

# Was man auch nicht mehr sieht: Menschen, die ihre Uhr mit dem Zifferblatt nach unten tragen, also an der Unterseite des Handgelenks. # Im New Yorker den bereits von sma betwitterten Artikel über Marc Jacobs gelesen, in dem es fast nur darum geht, wie sehr Marc Jacobs mit sich und seinem neuen Gym-Körper glücklich ist. Früher war er “chubby” und trug Brillen, jetzt steht er in Unterhose, muskelbepackt und mit rasierter Brust auf seinem Pariser Balkon und sieht aus wie der prototypische Großstadthomosexuelle mit Altersparanoia und Personal Trainer. Irgendwie schade, das Unoriginelle daran. [Andererseits: was soll man schon von jemandem erwarten, der Victoria Beckham ernsthaft gut findet.] Vielleicht dann doch lieber so wie Karl Lagerfeld, der sich auf die Körpermaße und -masse eines schmächtigen Achtzehnährigen runtergehungert hat. # Was man auch nicht mehr hören kann: Feist. # “Aufsteiger des Tages Küche, Haus & Garten” # Heute geliefert bekommen: “Deadline” von Bov Bjerg und “Ein Schritt weiter. Die n+1-Anthologie”. # Irgendwann die Tage noch die Kündigung fürs Gym schreiben. Keine Zeit. Zu faul. Kein Geld. Will nicht wie Marc Jacobs aussehen.

 malo | 11:24 | link | 4 kommentare | trackback | mottoshow: misc

6.9.08

B. war beim Madonna-Konzert in irgendeiner Arena in Düsseldorf. SMS um 22.07 Uhr: ich finds scheisse. Später wurde es dann aber doch noch ganz gut, meinte B. Selber keine Lust gehabt auf Madonna. Ich glaube, die interessiert mich einfach überhaupt nicht mehr. Also so gar nicht. Aber ich habe mich auch ein bisschen in eine Anti-Madonna-Stimmung reingesteigert, was mich auch schon wieder langweilt. Aber beim Raussteigern in Richtung Pro-Madonna würde mir wahrscheinlich noch viel langweiliger. Erstaunlicherweise gab es zu Madonnas 70. Geburtstag keinen einzigen guten Madonna-Artikel zu lesen. Niemand hatte etwas Neues über diese Frau zu sagen, die sich immer wieder neu wiederholt. Wahrscheinlich kann man aus diesem Grund auch nichts Neues über Madonna schreiben. Ich fände es gut, wenn sie jetzt plötzlich total fett werden würde.

 malo | 00:08 | link | 9 kommentare | trackback | mottoshow: madonna

4.9.08

cover browser: gleich mal alle 3696 cover des new yorker anschauen.

 malo | 13:31 | link | 1 kommentar | trackback | mottoshow: cover

 malo | 01:42 | link | 0 kommentare | trackback | mottoshow: mad men s1e6

# Vielleicht müsste man sich doch mal grundsätzlich entscheiden, ob man nur noch Zeitungen und Zeitschriften [FAZ, SZ, FAS, Jungle World, Zeit, Konkret, Spex, New Yorker etc.] liest oder vielleicht doch lieber ausschließlich Bücher. Beides gleichzeitig haut zeitlich irgendwie nicht hin. Bei mir zumindest nicht. Im Augenblick zumindest nicht. Oder man arbeitet nicht mehr, meldet sich vom Internet ab, vernachlässigt seine Freunde noch mehr und verschenkt seinen Fernseher. # Passend zum herantrabenden Herbst, lese ich gerade Die Liebesblödigkeit von Genazino. Beim Genazino-Lesen bekomme ich jetzt immer so blogosphärische Flashbacks, denn damals vor ein paar Jahren, als es noch Blogs gab – einige erinnern sich vielleicht noch daran – war Genazino unter Blogbetreibern sehr beliebt und wurde viel gelesen und zitiert und gepriesen. Und überhaupt ist der Einfluss Genazinos auf die Schreib- und Erzählweise einiger deutschsprachiger Blogs doch recht groß, würde ich sagen. Man genazierte mehr oder weniger gelungen vor sich hin, einige konnten das sogar besser als Genazino himself. Und das Beste daran war, dass das Genazino überhaupt nicht mitbekam und auch niemals mitbekommen wird, was ja auch schon wieder eine genazinoeske Situation ist. # Aber eigentlich wollte ich nur was aus dem Buch zitieren: “Die Liebe zu zwei Frauen ist weder obszön noch gemein noch besonders triebhaft oder lüstern. Sie ist im Gegenteil völlig normal (und normalisierend), sie ist eine bedeutsame Vertiefung aller Lebensbelange. Ich vergleiche sie oft mit der Elternliebe. Niemand hat je gefordert, daß wir nur die Mutter oder nur den Vater lieben dürfen. Im Gegenteil, alle Welt verlangt von uns, daß wir Mutter und Vater lieben, und zwar gleichzeitig und stets heftig und ein Leben lang oder sogar länger. Wehe, wenn wir in der Liebe zum einen oder anderen nachlassen! Immer wieder frage ich mich, warum uns in dem einen Fall eine Doppelliebe möglich sein soll, während sie in dem anderen Fall untersagt ist. Mir jedenfalls ist das Bewußtsein dafür, daß mein Sexualleben polygam genannt wird und nach den herrschenden Auffassungen niederträchtig ist, im Laufe der Jahre abhanden gekommen.” # Hört sich zwar alles sehr einleuchtend an, stimmt dann aber doch nicht. Bin jetzt aber zu faul, aufzuschreiben warum.

 malo | 00:53 | link | 3 kommentare | trackback | mottoshow: genazino

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Senor Malo! Können Sie...
Dokta Do Little, 14:52
du müsstest doch mittlerweile...
malo, 12:28
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